So, da haben wir ihn. Unseren ersten Entwurf. Ist das das Haus, das wir uns immer erträumt haben? Ist das das Leben, das wir uns gewünscht haben? Fuck, yes! Naja, zumindest fast. Mit dem Entwurf lag jedenfalls der Weg in die Zukunft plötzlich fett vor unserer Nase. Drei Kinder. Ein Mega-Kredit. Vollzeit arbeiten bis zur Pension. Geil! („Sorry, altes Ich, solltest du immer noch mitlesen.“)
Aber plötzlich ging das Kopfkino los. Wie sieht es aus, wenn wir heimkommen? Wo sitzen wir auf der Terrasse, wenn Freunde zu Besuch kommen? Wo und wie spielen die Kinder im Garten? Bekomme ich irgendwo mein Aquarium unter? Wo steht der Grill? Was mache ich, wenn das Bad besetzt ist? Wie ist der Laufweg, wenn ich mir abends eine kühle Cola holen will? Gedanken vom Hundertsten ins Tausendste. Der Klassiker.
Für uns war recht früh klar, dass wir meinen Schwiegereltern den Entwurf zeigen und sie um Feedback bitten. Wieso auch nicht? Sie haben uns maßgeblich geholfen, an unser Grundstück zu kommen und uns auch finanziell unterstützt. Vor allem aber wohnen sie zukünftig keine 300 m Luftlinie von uns entfernt. Außerdem haben sie auch schon mal gebaut und natürlich Interesse an unserem Projekt gezeigt. Also alles ganz easy, oder?
Oh Boy…
Ich war natürlich clever. Was auch sonst. Ich habe geahnt, dass meine Schwiegereltern eine, nun ja, sagen wir mal, starke Meinung haben und sicher die ein oder andere Sache nicht so sehen wie wir. Entsprechend habe ich natürlich schon im Vorfeld versucht, die Wogen etwas zu glätten. Unsere Vorgehensweise, ein Haus zu bauen, war unseren Leutchen schließlich schon suspekt. Wieso Geld einem Architekten in den Rachen werfen, der einem dann irgendwelche Luftschlösser baut, die man sich nicht leisten kann? Dann doch lieber gleich zum Generalunternehmer gehen und mit dem planen. Sicher war das in den 90ern ein gangbarer Weg. Mittlerweile würde ich jedem davon abraten (siehe „The Plän“). Zu dem Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, sind wir gerade mit fertigem Entwurf im Anbietervergleich, und meine Güte, es fühlt sich so gut an, das Heft des Handelns in der Hand zu haben.
„Aber wie ist das nun für dich gelaufen, werter Roteweste?“ Nun ja, im Vorfeld habe ich meinen Schwiegereltern mehrfach deutlich gesagt, dass wir uns über Kritik freuen und diese nicht persönlich nehmen. Sie sollen umgekehrt auch nicht erwarten, dass wir ihre Punkte umsetzen. Wir müssen zahlen, und wir müssen darin leben – und zwar so, wie es uns gefällt. Also ganz professionell, ohne Emotionen. Ich hatte das Gefühl, dass das dann so auch läuft, aber lasst euch gesagt sein: Beim Hausbau sind immer Emotionen im Spiel!!! Also schnell ein dickes Fell wachsen lassen – und ich rede nicht vom Gürteltier, sondern vom Nashorn!
„Nicht gemeckert ist Lob genug“
Um es kurz zu machen: Unsere Schwiegereltern hatten viele nützliche Tipps beizusteuern. Insgesamt 24 Punkte auf drei A4-Seiten wurden uns mal mehr, mal weniger emotional um die Ohren gehauen. Wir hörten zu und versuchten, uns nicht zu rechtfertigen. Wieso auch? Wir hatten erst den Erstentwurf vor uns. Am Ende waren alle Punkte tatsächlich nur Detailfragen. Es ging um Fenster, es ging um Stauraum, es ging ums Putzen und ums Wäschewaschen. Um die Ansicht meiner Schwiegereltern auf den Punkt zu bringen: „Zu viele Fenster. Fensterputzen und Stauraum gehen immer vor.“ Im Prinzip wurde alles nach praktischen Gesichtspunkten beurteilt, was einerseits natürlich absolut gut ist, da es uns den ein oder anderen Denkanstoß gegeben hat. Zugegebenermaßen sind wir auf viele Sachen von ganz allein gekommen. Andererseits musste ich mir innerlich auch immer mal wieder auf die Zunge beißen, da meine Schwiegerleutchen in einem typischen 90er-Jahre-Einfamilienhaus wohnen, mit dem ein oder anderen unnützen Schnickschnack. Und natürlich war da noch die Entscheidung gegen den Keller, die für die beiden nur schwer zu verdauen war (wie bei mir ja auch). „Wollt ihr nicht doch lieber mit Keller?“ „Nein?“ „Wenigstens ein bisschen teilunterkellert?“ „Nope!“
Weisheit?
Abschließend muss ich sagen, dass ich den beiden für das detaillierte Feedback dankbar bin, auch wenn ich mir an der ein oder anderen Stelle auch mal ein „Hey, das ist eine schöne Lösung“ oder ein „Das hätten wir auch gern“ gewünscht hätte. So waren es halt in Folge 24 Kritikpunkte, zum Teil sehr emotional vorgetragen. Wir mussten einiges runterschlucken, aber es hat sich gelohnt. Trotzdem würde ich rückblickend jedem raten, sich sehr genau zu überlegen, ob er das so verkraften kann, ohne dass die Beziehung zu den Eltern/Schwiegereltern darunter leidet. Nächstes mal frag ich dann einfach Chat-GPT.
Balsam
Hier ist ein detailliertes Feedback zu den verschiedenen Aspekten eures Grundrisses für das Einfamilienhaus:
1. Raumanordnung
- Erdgeschoss (EG): Die Anordnung der Räume wirkt funktional und gut durchdacht. Der offene Wohn- und Essbereich bietet eine zentrale Begegnungsfläche für die Familie, was besonders bei einem Familienleben mit Kindern wichtig ist. Die Nähe der Küche zum Essbereich ist praktisch, und die Verbindung zur Terrasse sorgt für eine nahtlose Übergangszone nach draußen.
- Obergeschoss (OG): Die Anordnung der Schlafzimmer im Obergeschoss wirkt durchdacht. Die Kinderzimmer sind gleichwertig groß, was potenzielle Konflikte vermeidet, und die Nähe zum gemeinsamen Badezimmer ist ideal für den Alltag. Das Elternschlafzimmer mit angrenzender Ankleide und eigenem Bad ist ein Pluspunkt in Bezug auf Privatsphäre und Komfort.
2. Funktionalität
- Garage und Zugang: Der direkte Zugang von der Garage zum Technikraum und weiter ins Haus ist sehr praktisch, vor allem bei schlechtem Wetter oder für das einfache Be- und Entladen von Einkäufen.
- Büro/Gästezimmer: Die Möglichkeit, das Zimmer im Erdgeschoss als Büro oder Gästezimmer zu nutzen, schafft Flexibilität, besonders in Zeiten, in denen Homeoffice wichtiger geworden ist. Auch das kleine angrenzende Badezimmer ist ein guter Zusatz für Gäste.
- Technik- und Hauswirtschaftsraum: Ein Technikraum ist gut platziert, aber eventuell wäre zu überlegen, ob der Geräuschpegel durch eine bessere Isolierung vom Wohnbereich ferngehalten werden kann.
3. Lichtplanung
- Großzügige Fenster: Die vielen Fenster im Erdgeschoss (vor allem im Wohn- und Essbereich) sorgen für eine helle und freundliche Atmosphäre. Die Süd- und Westausrichtung (sofern sie hier vorliegt) ist optimal, um tagsüber viel natürliches Licht einzufangen.
- Kinderzimmer: Die Fenster in den Kinderzimmern sind gut positioniert und sorgen für ausreichend Tageslicht, was für die Lebensqualität der Kinder und auch für Lern- und Spielbereiche vorteilhaft ist.
- Terrassentür: Die Terrassentüren im Wohnbereich bieten eine wunderbare Möglichkeit, den Außenraum in den Alltag zu integrieren und Tageslicht zu maximieren. Hier könnte man jedoch überlegen, ob eventuell eine Überdachung oder ein Sonnenschutz nötig ist, um Blendung oder Überhitzung zu vermeiden.
4. Energieeffizienz
- Fensterflächen: Große Fensterflächen sind zwar vorteilhaft für Licht und Wohlbefinden, können aber auch energetische Herausforderungen mit sich bringen, besonders im Winter. Es wäre sinnvoll, hochwertige Fenster mit guter Wärmedämmung zu verwenden, um den Wärmeverlust zu minimieren.
- KfW-40 Standard: Da das Haus nach dem KfW-40 Standard gebaut wird, ist der energetische Aspekt besonders wichtig. Eine gute Dämmung und eventuell der Einsatz von erneuerbaren Energien (z.B. eine Wärmepumpe oder Photovoltaik-Anlage) wären sinnvoll, um die Standards zu erfüllen.
5. Stauraum
- Der Stauraum im Haus scheint durchdacht zu sein. Die Ankleide im Elternschlafzimmer und die Möglichkeit von Einbauschränken in den Fluren oder Kinderzimmern sind sehr praktisch. Eventuell könnte der Hauswirtschaftsraum noch etwas größer geplant werden, um mehr Stauraum für Haushaltsgeräte oder Vorräte zu schaffen.
6. Außenbereiche
- Terrasse und Garten: Der Zugang vom Essbereich zur Terrasse ist gut gelöst und bietet eine schöne Erweiterung des Wohnraums im Sommer. Es wäre jedoch sinnvoll, über eine Überdachung oder eine Pergola nachzudenken, um den Außenbereich wetterunabhängiger nutzbar zu machen.
- Grillplatz oder Outdoor-Küche: Falls Grillen oder eine Outdoor-Küche für euch eine wichtige Rolle spielt, könnte die Planung der Außenflächen genauer überdacht werden, um ausreichend Platz zu schaffen.
7. Privatsphäre
- Elternbereich: Der separate Bereich für die Eltern im Obergeschoss, der sowohl eine Ankleide als auch ein eigenes Badezimmer umfasst, bietet eine gute Rückzugsmöglichkeit.
- Gästezimmer: Das Gästezimmer im Erdgeschoss bietet den Gästen ausreichend Privatsphäre, besonders durch das angrenzende Badezimmer, was komfortabel für Übernachtungsbesuch ist.
8. Zukunftsplanung
- Kinderzimmergröße: Die Kinderzimmer sind ausreichend groß für jüngere Kinder, aber auch für Teenager oder junge Erwachsene. Das ist eine gute Planung für die Zukunft, sodass die Zimmer auch später noch ausreichend Platz bieten.
- Barrierefreiheit: Aktuell scheint das Haus nicht auf Barrierefreiheit ausgelegt zu sein. Falls das in der Zukunft ein Thema werden könnte, wäre es eventuell sinnvoll, über breitere Türen oder eine mögliche Nachrüstung eines Treppenlifts nachzudenken.
9. Akustik
- Der offene Grundriss sorgt für eine freundliche Atmosphäre, könnte jedoch auch zu erhöhtem Geräuschpegel führen, vor allem im Wohn-Essbereich. Eventuell wären hier schalldämpfende Maßnahmen (z.B. Teppiche oder Vorhänge) sinnvoll, um die Akustik angenehmer zu gestalten.
- Die Lage des Technikraums neben Wohnräumen könnte zu akustischen Herausforderungen führen, wie schon erwähnt.
Fazit:
Insgesamt wirkt der Grundriss gut durchdacht und optimal auf eine Familie zugeschnitten. Es gibt einen guten Mix aus offenen Gemeinschaftsflächen und Rückzugsorten, was besonders bei Familien wichtig ist. Kleine Optimierungen, wie zusätzliche Überlegungen zum Schallschutz oder zur Überdachung von Außenflächen, könnten den Entwurf noch abrunden. Aber alles in allem habt ihr ein sehr funktionales, gemütliches Zuhause geplant!
[…] ich im letzten Post geschildert habe, wie nervenaufreibend die Ideenfindung mit meinen Schwiegereltern war, geht es nun […]