Einmal mit Profis arbeiten

Ich hab ja in unserem letzten Post schon geschrieben, dass wir ab 2022 die Fertighausexperten auf YouTube hoch und runter gesuchtet haben. Hausbautipps, Anbietervergleiche, Podcasts, Überbewertet – Unterbewertet, Rohbaukontrolle, Grundrissshow … you name it. Wir haben geschaut wie blöde. Irgendwann stellte sich zwar eine gewisse Sättigung ein, da ein Wiederholungseffekt klar nicht ausbleibt, aber egal, der Content war gut, und Tobias und Florian waren uns auf Anhieb sympathisch.

Neben Überbewertet – Unterbewertet war unser Lieblingsformat die Grundrissshow, in der Architekten ihre Entwurfsplanungen vorgestellt haben. So sind wir auch auf Amelie Forster aufmerksam geworden, die zur damaligen Zeit wohl recht eng mit den Experten kooperierte (Den Link zu ihrer Website findet ihr übrigens hier.). Ich würde nicht so weit gehen, es Liebe auf den ersten Klick zu nennen, aber irgendwie ist der Funke in den Videos doch übergesprungen. Frau Forster hat eine angenehme Art, wirkt strukturiert und hat stets die Wünsche der Bauherren im Blick. Vorgestellt hat sie alles, von schicken 120 m² Häuschen bis hin zur Villa mit Splitlevel und Rutsche.

Klein und viel drin. Wohnen auf 122 m² mit einem Kind, zwei Arbeitszimmern und HWR im OG.
Weinschrank neben der Rutsche und direkt daneben das TV-Zimmer. Was will der Mann von Welt mehr?

Da steht er also, der Plan: Bei den Experten und Frau Forster klingeln, und alles ist in Butter? Im Oktober ’23, nach der mündlichen Zusage fürs Grundstück, hatten wir dann ein Erstgespräch mit den Experten. Am Telefon: Florian Schoen. Irgendwie komisch: Wir haben Herrn Schoen schon in dutzenden Stunden als „Floh vom Bauherrenforum“ gesehen und gehört, und da ist er in der Leitung. Wir für ihn fremd; er uns so vertraut. Trotzdem haben wir schnell zueinander gefunden. Die Baubegleitung durch die Experten, also die Prüfung der Angebote und Verträge sowie der Baustellenkontrollen, war also zumindest informell schon mal gebucht. Mir wäre zwar etwas Schriftliches lieber gewesen, aber ich habe Vertrauen, dass das passen wird (wenn mein zukünftiges Ich das lesen sollte, nachdem alles in die Binsen gegangen ist: „Sorry!“).

Einen Monat später dann Kontakt mit der Architektin Frau Forster. Im Jahr 2024 kann die Planung laufen. Vorher müssen aber Vermessung und Bodengutachten gemacht sein. Kleinigkeit! Das Baugebiet sollte ja schon im Herbst fertig werden. Ab hier kann sich sicher jeder denken, wie das weitergegangen ist. Ansonsten: 100 Meter Schneckensprint – Grundstückskauf Teil 2.

Warten…

„Geduld musst du haben, mein junger Padawan.“

Yoda

Natürlich konnten wir unseren ursprünglichen Plan, der übrigens schon davon ausgegangen war, dass die Stadt keine der Zusagen zum Bauplatz einhält, nicht halten. Aus dem anvisierten Termin in den Osterferien wurde dann Ende Mai. Klingt jetzt aus der Ferne nicht so tragisch, aber meine Güte, waren wir damals heiß darauf, mit der Planung zu starten. Wir hatten uns ja schließlich seit 2022 Videos angeschaut. Zwei Jahre Teaser. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

Was war dazwischen? Bodengutachten und Vermessung im April. Bis auf die Laternen (Haha) war das Baugebiet damals fast fertig. Wir haben bei jeweils fünf Firmen angefragt. Für die Vermessung ging die Preisspanne von 654 € bis 2737 € („rly?“ für 468 m² quadratischen, weitestgehend ebenen Dreckhaufen). Beim Bodengutachten war die Streuung nicht ganz so krass, aber immerhin von 2553 € bis 4843 €. Der günstigste Anbieter war übrigens eine Empfehlung der Architektin und ist extra aus Bayern angereist.

Wie Bayern? Unser Architekt sitzt gar nicht um die Ecke? Nö! Wir haben Frau Forster bis jetzt kein einziges Mal persönlich gesehen. Für uns haben es die Videotelefonate – auch wenn das Internet bei uns mies ist – getan. Wichtig war für uns bei der Wahl des Architekten:

  • Denkt der Mensch so wie wir? Liegen wir auf derselben Wellenlänge?
  • Plant der Architekt vorwiegend Einfamilienhäuser?
  • Gefallen uns die Referenzgrundrisse?

So, aber zurück zum Bodengutachten. Alles tippi-toppi. Bei einem Kellerbau solle man zwar besser mit weißer Wanne bauen, aber das sei sowieso mittlerweile bei 90 % der Bauvorhaben obligatorisch. Doch kein schwäbischer Indianerfriedhof. Nochmal Glück gehabt. Jetzt kann’s also losgehen. Frau Forster hat uns ja schon unsere erste Hausaufgabe gegeben: Budgetrahmen abstecken und Wunschliste aufschreiben.

Hausaufgaben

Im Gegensatz zu meiner Schulzeit haben mir diese Hausaufgaben echt Freude gemacht (bitte erzählt das nicht meinen Schülern weiter). Vielleicht, weil ich hier tatsächlich etwas fürs Leben gelernt habe – mein Leben (und das dreimal nicht weitererzählen). Jedenfalls haben wir über Dr. Klein den Finanzierungsrahmen abgesteckt. Im Internet kursieren Faustregeln von ca. 20-30 % des Nettofamilieneinkommens, die für die Baufinanzierung monatlich aufgewendet werden dürfen. Je teurer das Bauen und je höher die Zinsen wurden, umso größer wurde das Daumenmaß. Manchmal habe ich 33 % gelesen. Diverse Berechnungsformeln gibt es natürlich auch noch im Netz. Auch wenn ich berufsbedingt einen Formel-Fetisch habe, weiß ich natürlich auch, dass das alles auf Annahmen beruht.

Meine Überlegung war folgende: In unserer Familienplanung wird es eine Phase geben, in der meine Frau längere Zeit nicht arbeitet. Wenn wir also tatsächlich nur mein Gehalt zur Verfügung haben, wie viel können wir maximal monatlich abstottern? Damit ist nicht gemeint: Wie viel können wir abstottern und nebenbei noch zweimal jährlich in den Urlaub fliegen und alle vier Jahre ein neues Auto kaufen, sondern damit ist gemeint: Wir leben dann so sparsam, wie es eben geht. Wasser und Brot … und vielleicht noch Internet, aber definitiv kein Netflix! Glücklicherweise ist meine Frau sehr akribisch, was unsere monatlichen Zahlungsflüsse angeht, und so konnte ich unsere maximale Rate mit dem KfW-Kredit und einem Annuitätendarlehen auf einen Gesamtbetrag zurückrechnen: 650.000-700.000 Euro. Zusammen mit dem Grundstück würde uns die Hütte dann fast eine Million kosten. Wahnsinn! Bekloppt!! Verrückt!!! Let’s go!

Gut informierter Bauherr

Wunschliste

Siebenhunderttausendeuro? Jetzt können wir also prassen! Naja nicht ganz. Wir haben ja fleißig Fertighausexperten geschaut und wollten diesmal wirklich ehrlich zu uns sein. Also fix Online-Notizbuch erstellt und es mit der Architektin geteilt. Darin haben wir akribisch unser Raumprogramm inklusive der Möblierung aufgelistet. Irgendwie hat es sogar meine Pflanzenwunschliste für den Garten mit reingeschafft.

Für Architektin relevant. Schöner Ahorn.

Also was muss der Grundriss können?

  • Wohn-Ess-Koch in L-Form und von Wohnen aus kein Blick auf den Flur
  • großzügige Abtrennung Wohn-Ess-Koch zum Flur (Schiebetür oder sowas in der Richtung)
  • 3 Kinderzimmer ca. 14 m²
  • 1 Arbeitszimmer mit Doppelschreibtisch und genug Platz für ein Schlafsofa
  • Gästebad mit Dusche
  • Keller mit Technik, Waschen, Lager und Hobby
  • Küche über Eck als asymmetrisches „U“ (keine Kücheninsel)

sonst noch?

  • T-Wand im Bad wäre schön
  • Podesttreppe oder gerade Treppe
  • keine bodentiefen Fenster im OG

Anbei haben wir noch eine Möbelliste gehängt, in der ich alle Möbel komplett bemaßt hab. Ich bin sogar in unserer Wohnung rumgerannt und hab sie alle abfotografiert! Wir haben zu den einzelnen Räumen auch immer mal wieder Bilder aus den Fertighauspark bzw. gefällige Grundrissschnipsel angehängt. Frau Forster sollte gleich von Anfang an merken wie wir ticken und was wir wollen. Trotzdem sind wir bewusst nicht zu sehr ins Detail gegangen. Mir schwebten auch schon ein paar Grundrisse vor, aber diesmal wollten wir klüger sein und erstmal den Profi machen lassen.

Zähne ziehen und andere Schmerzen

Ende Mai 24 war es dann soweit und wir haben das erste mal mit Frau Forster geskypt (ja, wirklich über Skype!). Ich wurde gleich in die Grundrissshows zurückgebeamt. Wir hatten genau die Person vor uns (also im Bildschirm) sitzen, die wir uns erhofft haben. Frau Forster lobte artig unser akribische Liste und ging freundlich und strukturiert Punkt für Punkt durch.

Oben angefangen. Schlafen? Check. Bad? Check. Kinder? Check. Puh, geht ja schnell. Dann mal runter. Arbeiten? Check. Wohn-Ess-Koch? Check. Alles fertig. Perfekt! Fast perfekt. Was ist das da? Es gibt ein kleines Problem. Um genau zu sein, ein großes Problem…

Frau Forster hat nicht lang rumgedruckst, sondern warf uns das Brett „Keller ist nicht!“ direkt an den Kopf. BÄHM. *Rauschen* Wie? Was? Wir verstehen nicht? Das Budget ist zu klein und unsere Wünsche ließen sich besser und günstiger ohne Keller realisieren.

Ich muss zugeben, in dem Moment ist für mich eine kleine Welt zerbrochen. Die Fertighausexperten sagen doch immer, dass der Keller das Optimum an Nutzfläche für den Preis bietet. Und nun sagt Frau Forster plötzlich etwas ganz anderes. Ich war klar hin- und hergerissen, und es hat ein paar Tage gedauert, bis ich den Frontalcrash vollends überwunden hatte. Mittlerweile bereue ich die Entscheidung kein Stück mehr und bin Frau Forster überaus dankbar, dass sie uns diesen Zahn ganz zu Beginn gezogen hat. Wehgetan hat es trotzdem, aber wahrscheinlich hat sie sich gedacht: Lieber kurz und schmerzhaft mit Schmackes rausholen das Ding, als ewig lang dran rumzufummeln, bis es abfällt. Recht hatte sie!

Ansonsten haben wir noch ein paar grundlegende Sachen besprochen: Wo sollen welche Zimmer liegen? Wo soll der Hauseingang sein? Wünschen wir einen Zugang von der Garage ins Haus? Wo wollen wir die Terrasse haben? Als dann alle Fragen geklärt waren und sich mein Magen so langsam von dem Kellerhammer erholt hatte, war das Gespräch auch schon vorbei. Es war wahnsinnig produktiv. So viele Dinge zu klären, so viele Aspekte abzusprechen. Mir rauchte der Kopf, und ich war nach ca. zwei Stunden fix und fertig.

Der Ball lag nun bei Frau Forster, die uns den Entwurf im nächsten Termin vorstellen wollte. Teaser gab’s nicht! Wir mussten warten. 19 Tage!!! Es war furchtbar. Qualvoll. Die ganze Wartezeit von der Zusage zum Grundstück auf unser erstes Planungsgespräch noch einmal kondensiert auf diese 19 Tage. Am Ende ging die Zeit irgendwie rum. Und irgendwann dann war es soweit…

7 Gedanke zu “Der Kellerhammer – Unser Weg zum Entwurf Teil 1”
  1. [Zitat] hat nicht lang rumgedruckst, sondern warf uns das Brett „Keller ist nicht!“ direkt an den Kopf. […] Das Budget ist zu klein und unsere Wünsche ließen sich besser und günstiger ohne Keller realisieren. [Zitat Ende]

    Die Architektin hat die Entscheidung gegen einen Keller also für Euch getroffen, und nur mit dem Budget begründet ?

    1. Klar, das Kellerargument ist immer der Preis. Das ist natürlich pauschalisiert, deshalb genauer: Es geht um die Abwägung zwischen Raumprogramm und Kosten.

      Konkret bei uns im Obergeschoss: 3 Kinderzimmer mit je 14 Quadratmetern, Schlafzimmer und Bad mit jeweils nochmal 14 Quadratmetern, sowie Flur und Treppenhaus mit etwa 12 m². Das macht bei mir 82 m². Das ganze Haus dann also 164 m². Diese Hausgröße können wir jedoch mit Keller finanziell nicht stemmen. Wir haben die ersten Angebote für 174 m² mit Bodenplatte auf dem Tisch und landen sicherlich am oberen Ende unseres Finanzierungsrahmens mit allen drum und dran. Ich bin mir nicht sicher, wie es mit, sagen wir mal großzügig, 160 m² und einem Keller aussehe würde. Sicherlich nicht sehr entspannt.

      Die aktuellen Kellerpreise liegen meines Wissens nach bei etwa 1000 € pro Quadratmeter plus Erdarbeiten, also ungefähr ab 120.000 Euro aufwärts für uns.

  2. Die Kellerpreise gehen dem Grundstück so ziemlich am A… vorbei. Es hat seine eigene Meinung dazu, in wie kleinem oder großem Maße der populäre Irrtum „Kellerpreis minus Bodenplattenpreis = Ersparnis beim Kellerverzicht“ fehl geht. Unter meinem Namen liegt der Link zur Beiträgereihe zum Thema 11ant Kellerregel, wo beide Kellerformeln erläutert, Alternativen aufgezählt sind und der Weg zur individuellen Antwort gezeigt wird.

  3. Wie geht es denn jetzt bei euch weiter? Steht der Grundriss? Schreibt ihr die Gewerke einzeln aus oder geht ihr zu einem GU?
    Teilt ihr Euren Grundriss oder bleibt der ein Geheimnis? Viel Erfolg bei Eurer Reise, wir lesen gespannt mit.

    1. Hallo Dominik,

      wir persönlich holen gerade Angebote von Hausbaufirmen ein. Die Spanne da ist größer als gedacht. Sicher schreib ich darüber auch noch.

      Heute wollte ich einen Artikel zum Vorabentwurf der Architektin veröffentlichen. Ich hab mir dafür noch die Rechte einholen müssen, daher hat es ein wenig gedauert. Der finale Entwurf ist aber nicht so weit weg vom Vorentwurf. 😉

      Edit: Teil 2 ist online.

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