Schafe gegen Cash

„Aber Roteweste, wie seid ihr denn nun zu eurem Grundstück gekommen?“, wird sich der geneigte Leser denken. Am Ende doch langweiliger als gedacht. Ich versuche aber, literarisch auszuschmücken. Keine Angst!

Besagte Wiese in Vollmaringen, die jetzige Obere Röte, war früher eigentlich nur eine seeeehr teure Schafswiese, die vielleicht drei Besitzer ihr Eigen nennen konnte. Entsprechend wurde schon jahrzehntelang gemunkelt, wann denn die besagten Damen und Herren nun mal an die Stadt verkaufen wollen. Um das Jahr 2021 herum muss es dann wohl so weit gewesen sein. Die ersten Familien wurden mit Sektgläsern zum Anstoßen auf der Schafswiese gesichtet, und man wunderte sich, ob es um die Psyche der Ortsansässigen im Allgemeinen doch nicht so gut bestellt sei oder ob nicht das Undenkbare passiert ist: Schafe gegen Cash!

Im Frühjahr 2023 poppten dann auch tatsächlich auf Immoscout drei bis vier dubiose Angebote von OKAL-Haus für Baugrundstücke auf besagter Wiese auf. Damals war, wie gesagt, noch kein offizieller Spatenstich erfolgt, aber die Gerüchte verdichteten sich, dass es irgendwann dann tatsächlich losgehen könnte. Wenn ich mich recht erinnere, war das teuerste davon für etwa 210k Euro zu haben. Dafür gibt’s dann 469 Quadratmeter und alles, was Vollmaringen zu bieten hat. Bis auf den Posten „viel zu wenig Kita-Plätze“, bei dem Vollmaringen mit Bravour mit den meisten Städten mithalten kann, ist die Infrastruktur doch Marke Dorf, aber immerhin mit Glasfaser. Kulturelles Brachland. Für Menschenfreunde ein Graus. Ich find’s toll.

Und das Grundstück? Nun ja, über OKAL das Grundstück für den Preis zu beziehen, war uns natürlich dubios, aber da meine Schwiegereltern im Dorf wohnen, lässt sich ja wohl herausfinden, wem das schöne Stück Schafsgrund letztlich gehört.

„Herr Z.; nicht Herr C.“

Über den Friseur der Tante des Nachbarn, deren Mann, hat meine Schwiegermutter dann den Besitzer ausfindig gemacht. Oder so ähnlich… Im September 23 trafen wir uns vor fast fertigen Bauplätzen (siehe Teil 2):

Fast fertiges Baugebiet

Der gute Herr Z. zeigte uns die vier Dreckhaufen und machte absolut nicht den Eindruck, dass er groß am Verhandeln interessiert wäre, aber er hatte wohl schon die Hälfte der Bauplätze verkauft. Von den 20 Stück im Baugebiet seien ohnehin nur vier an die Stadt gegangen, und die anderen sind in privater Hand. Aus den 210k Euro für das große Grundstück hat er dann 200k Euro gemacht. 426,44 Euro je Quadratmeter feinster Vollmaringer Erde, vor Steuern. Wir haben natürlich um Bedenkzeit gebeten.

Im Hausbau-Forum habe ich dann direkt mal gefragt, wie sinnvoll unser Plan ist und welches der Grundstücke denn genehm wäre.

Hausbau-Forum

Wenig überraschend sprach sich niemand für 4 aus. Einer der aktivsten Benutzer des Forums meinte, die Sichtachse bei Grundstück 3 (entlang der Planstraße) sei schön. OK… Die meisten sprachen sich für 1 oder 2 aus, mit einem kleinen Übergewicht für das größte (nicht große) 469 Quadratmeter-Grundstück, also 2. Das war auch unsere Wahl, in der Hoffnung, das unschöne Baugrundstück nördlich rechtzeitig loszuwerden.

Eintüten

Viel Bedenkzeit hatten wir nicht. Ich glaube, 1–2 Wochen, dann haben wir die mündliche Zusage gegeben. Unsere Gedankengänge in ihrer ganzen Komplexität beruhten auf den folgenden Überlegungen:

  • Es wird nicht mehr billiger werden.
  • Die Schwiegereltern wohnen in Schlagweite (aber nicht nebenan).
  • Die Stadt hat nur vier Bauplätze (von den 120, die man uns ja 2021 versprochen hat) zu vergeben.
  • Die Bauplätze der Stadt kosten 300 Euro pro Quadratmeter.
  • Wir finden immer noch keine anderen Bauplätze.
  • Wir brauchen das Haus spätestens 2026.
  • Das Geld ist nicht weg, es ist in feinster Vollmaringer Schafsdungerde investiert.

Der Kauf fand erst im Frühjahr 2024 statt. Damals schon etwas nervig, da bis zum Kauf des Grundstücks noch absolut nichts lief. Ohne Kauf keine Vermessung und kein Bodengutachten, demnach auch keine gescheite Architektenplanung möglich, und so weiter und so fort. Na ja, zumindest hatten wir bis dahin Zeit, uns klarzumachen, was wir denn wollen und was wir finanziell können.

Dann kam das Frühjahr 2024, und wir durften einmal Tabula Rasa mit unseren Ersparnissen machen. Jetzt hatten wir ein Grundstück, ohne eins zu erben und ohne einen Sechser im Lotto. Aber dafür ehrlich erspart. Mit ein wenig Connections, aber mit genug Eigenanteil, um sagen zu können: Wir haben uns den Arsch dafür abgespart.

Was ist denn aus den 4 Bauplätzen der Stadt geworden: Nun auf die entfiel wohl eine dreistellige Bewerberanzahl. Das Vergabeverfahren hätte uns wohl nicht groß Punkte gebracht. Unser Dreibeiniger Dackel hätte wohl Feuerwehrkommandant sein müssen…

Eigentlich sollte das der letzte Teil sein, aber ich glaube, ich muss noch einen finalen Teil bringen: „Das Laternenklumpen“.

Ein Gedanke zu “Costa Quanta? – Grundstückskauf Teil 3”

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