Der Weg zum Herrn S.
Finale. Jetzt ist es soweit: Wie schaut denn das Grundstück nun aus, was darf ich bauen und wie geht es weiter? Der Spannungsbogen ist am Anschlag.
OK, durchhalten. Rückblick. Schnell. 469 m² Schafsdungerede. Vollmaringen. 200k Euro. Oktober ’23 OK. Mitte Januar ’24 Kauf.
Was war dazwischen passiert? Im November wollte ich mich mal neben dem Bebauungsplan über das Grundstück bei der Stadt schlau machen. Der Rückzieher war ja theoretisch noch möglich. Liegt unter der Oberen Röte ein dunkles Geheimnis? Ein schwäbischer Indianerfriedhof oder gar noch ganz andere Kreaturen, die nur darauf warten, dass ein argloser Bauarbeiter zu tief gräbt. Man mag es gar nicht weiter spinnen…
Also schnell bei der Stadt Nagold angerufen, und schon hat man alle Infos, oder? Nope. Die in der Stadt gelistete, zuständige Mitarbeiterin ist natürlich… Und jetzt alle laut im Chor: „NICHT ZUSTÄNDIG.“ Aber man könne wohl weiterleiten ans Tiefbauamt. Der Mitarbeiter dort war natürlich „NICHT ZUSTÄNDIG“, aber immerhin, ich konnte erfahren, wer die Hand drauf hat. Ein Herr S..
In gewisser Weise haben wir ähnliche Biografien. Beide nicht aus dem Schwabenländle, hat’s uns der Liebe wegen nach Vollmaringen verschlagen. Er war wohl auch schon an den Grundstücken vom Herrn Z. (nicht C.) interessiert. Jedenfalls war der Kontakt nett, und ich habe dann die Leitungspläne für die ausführende Tiefbaufirma erhalten (damals war da ja nur Dreck zu sehen). Hier der für uns relevante Ausschnitt.
Viel konnte ich nicht ablesen. Ein leichtes Nord-Süd-Gefälle und ein vernachlässigbares Gefälle von West nach Ost. Der Hausanschluss am Grundstück unten rechts. Soweit, so gut. Viele technische Details standen in der Legende. Für uns irrelevant und was da nicht steht, ist sicher nicht wichtig, oder? Die Zeit strich ins Land…
Was sind die roten Punkte?
Irgendwann ging es dann doch im Baugebiet voran, und es kam, dass die Laternen gesetzt wurden.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Augen, was die komischen roten Punkte im Leitungsplan waren, die in der Legende nirgends auftauchten:
Laternenkunst
Im Schwarzwälder Boten habe ich am 10.05.23 Folgendes gelesen:
Ein neues Beleuchtungssystem mit zehn Leuchten soll in diesem Bereich getestet werden. Bei diesem soll jede Lampe einzeln gesteuert und mit Bewegungsmeldern ausgestatten werden. Die Projektkosten liegen bei 1,1 Millionen Euro. Die Fertigstellung soll etwa Ende November erfolgen.
Baugebiet in Vollmaringen: In der Oberen Röte geht es endlich los – Nagold & Umgebung – Schwarzwälder Bote (schwarzwaelder-bote.de)
20 Bauplätze. 10 Leuchten. Wir bekommen 3 (DREI!!!). Wenn wir nett sind, dann zweieinhalb. Also doch ein Indianerfriedhof unter unserm Grundstück. Das war uns entschieden zu viel, also gleich mal bei der Stadt und dem netten Herrn S. angerufen. Der andere Mitarbeiter, den ich zuerst erreicht hab, war von der Mentalität her: „Wir haben das so beschlossen und wir dürfen das. Also mach dich vom Acker!“. Glücklicherweise bekam ich dann doch den Herrn S. wieder an die Leitung, der sich artig unser Leid anhörte. Auf die Frage, wie denn die Stadt ursprünglich auf die grandiose Idee gekommen ist, uns 3 Laternen aufs Grundstück zu setzen und uns damit auch bei der Planung der Garagenzufahrt erheblich einzuschränken, bekam ich die Aussage: Man wolle den ausgeleuchteten Straßenbereich maximieren. Wieso man das nur von unserem Grundstück aus machen kann, hab ich mir verkniffen zu fragen. Jedenfalls wurde mir Gesprächsbereitschaft signalisiert. Ich solle einen Vorschlag per E-Mail schicken.
Unser Vorschlag sah dann so aus:
Bekommen haben wir:
Deal! (auch wenn unsere Zeichnung hübscher war)
Schriftlich eingetütet und mit Einreichung des Baugesuchs treffen wir uns zum High Noon auf dem Grundstück. Wieso aus dem 1,1 Millionen Euro teuren Beleuchtungssystem jetzt einfach so eine Laterne genommen werden kann, hab ich mich nicht getraut zu fragen. Das mach ich erst, wenn das Ding auch wirklich nicht mehr steht.
Batman
Und wart ihr wenigstens so clever, den Bebauungsplan vor dem Kauf zu lesen? Klaro. Für wie blöd haltet ihr denn einen Physiklehrer, dem die Parallele zwischen
nicht auffällt? Keine Sternstunde meinerseits, das gebe ich zu…
Um es kurz zu machen: In der Parallelstraße musste jeder Architekt in derselben Stellung zum Wind pupsen. Im Neubaugebiet weht es architektonisch aus allen Richtungen. Wir dürfen alles außer Walmdach (und Hochdeutsch). Zwei Vollgeschosse, 40 % der Fläche Haus, 60 % bebaut. Nervig vielleicht eine maximale Heckenhöhe von 1,5 Metern (ich hätte mir eher etwas in Richtung 15 Meter gewünscht, aber „so isssch“). Ansonsten 2 Bäume pflanzen, keinen Schottergarten, 1 Vogelhaus, 1 Fledermausbrutkasten und tierfreundliches Außenlicht. Super Nachhaltigkeit im Neubaugebiet. Da muss ich jetzt auf meinen Kreuzfahrten endlich kein schlechtes Gewissen mehr haben!
Also alles super duper. Jetzt noch schnell Bodengutachten und Vermessung, dann ab zum Architekten und schubs sind wir in der Planung. Endlich wirds kreativ.
Aber vorher meine erste Hausbau-Weisheit:
Vertraue nie, nie und nochmals nie darauf, dass beim Hausbau jemand mitdenkt. So blöd, wie manche Leute denken, so blöd kann man eigentlich gar nicht denken.
Roteweste
[…] war dazwischen? Bodengutachten und Vermessung im April. Bis auf die Laternen (Haha) war das Baugebiet damals fast fertig. Wir haben bei jeweils fünf Firmen angefragt. Für die […]