Okay, den Beitrag über das leidige Küchenthema schiebe ich schon viel zu lange vor mir her. Das hat zum einen dazu geführt, dass ich immer weiter in die Materie eingedrungen bin, zum anderen aber auch, dass ich jetzt irgendwie die Aufgabe an der Backe habe, eine ganze Serie in eine Episode zu packen. Quasi ein Roman.

Teil 1 – Wir kochen eine Küche

Ganz allgemein neige ich bei vielen Sachen dazu, sie komplett zu ignorieren, und wenn sie dann wichtig zu werden drohen, mich reinzunerden. So war es auch bei der Küche. Zunächst hatte ich sie nur als weiteren Punkt auf unserer Checkliste für die Kostenplanung und nicht weiter drüber nachgedacht. Das bedeutet nicht, dass ich nicht gerne koche. Nun ja, vor allem esse ich gerne. Das Kochen ist also das notwendige Übel, in dem ich mittlerweile auch ganz gut geworden bin.

Jedenfalls haben wir derzeit eine U-förmige Küche. In der kocht es sich ganz gut, und ich würde sagen, dass das keine völlige Fehlplanung ist. Also schwubdiwupp der Architektin mit auf den Weg gegeben, dass wir gerne so eine Küchenform wieder haben würden. Im Rückblick sicher ein Fehler, hat es sie doch bei der Planung beeinflusst. Sei’s drum, am Ende wird alles gut, versprochen.

Wie gesagt: Wir hatten im Herbst ’24 keine wirkliche Idee, was genau unsere Küche können soll, und wollten uns für die Budgetkalkulation erstmal ein erstes Angebot einholen. Schwupps sind wir zum Küchenbauer meiner Schwiegereltern gefahren: Rempp. Die haben einen guten Ruf in der Branche und stehen im Verdacht, hochwertig abzuliefern. Das Angebot umfasst die Elektrik mit Mittelklasse-Siemens-Einbaugeräten, Bora-Kochfeld und Schichtstoff-Arbeitsplatte. So sah das Ganze dann aus:

Das Angebot wurde uns über einen kooperierenden Tischler ca. 2 Wochen später unterbreitet. Ich habe mit meiner Frau noch gewettet, was wir zahlen, und die Wette mit 25000 Euro fast auf den Euro genau gewonnen. Aus den Latschen gefallen sind wir trotzdem, wussten wir doch so ungefähr, was mein Schwager und seine Frau 2020 für ihre Rempp-Küche gezahlt haben. „The Times They Are a-Changin'“ – Indeed!

Wie sich rausstellte, war das Angebot rückblickend dann gar nicht mal so schlecht. Also weiter zu Akt 2.

Teil 2 – XXXLassgutsein

Nächste Haltstelle Frühjahr ’25. Inzwischen haben wir bei Keitel unterschrieben, und es gab als Frühjahrsaktion einen dicken Küchenrabatt von XXXLutz zu holen. 14000 Euro Rabatt + 20% Rabatt auf alle BSH-Geräte und auf den Kaufpreis der Küche bei Differenzen über 14k Euro. Okay, damit waren die anderen Küchenstudios natürlich draußen, und es war klar, dass wir eine Küche über XXXLutz beziehen. Little did we know…

Jedenfalls war es jetzt also an der Zeit, mich in das Thema reinzunerden. Im Januar habe ich begonnen, mir zwei, drei Bücher zum Thema durchzulesen und im Küchen-Forum zu schauen. Dort gab es auch den praktischen Küchenratgeber  „So plant man eine Küche“ von Werner Vetter für umme. Ich habe sofort mit dem Buch resoniert: Neben vielen praktischen Tipps ist die Hauptidee von Herrn Vetter, den Arbeitsbereich der Küche so auszurichten, dass man in den Raum, zur Familie oder auf etwas Schönes schaut. Also nicht gegen die Wand arbeiten. Crazy shit.

Ich habe daraufhin recht schnell begonnen, mir diverse Anordnungen für unsere Küche durchzuspielen. Rausgekommen ist das Thema „U, Zweizeiler oder ganz was anderes? Küchenplanung im Neubau„. Die Benutzerin Evelinn kam mit folgendem Vorschlag:

Mein erster Impuls war: Was soll der Mist? Wieso eine Kücheninsel, wenn ich auch ein U machen kann oder besser einen Zweizeiler mit einem reinen Arbeitsbereich? Die Argumentation von Evelinn brachte aber eine neue Dimension ins Spiel: Laufwege! Crazy hoch 2. Tatsächlich war es diese Skizze, die mich ins Grübeln brachte:

Natürlich war ich dumm genug, im Forum erstmal den Entwurf lautstark zu verwerfen und damit Evelinn aus dem Thema zu vergraulen. Trotzdem brachte mich der Vorschlag ins Grübeln, und ich habe meinen Alltag in unserer jetzigen Küche beobachtet: Wo latschen alle immer hin? Klar zur Spüle oder zum Müll. Das hätte in unserem U bedeutet, dass wir jedes Mal um die komplette Küche rumlaufen müssen, um dahin zu kommen, wo wir hinwollen. Das L mit Altar (so wie es mein Schwiegervater leicht abwertend nennt) schafft Arbeitsfläche und Laufwege. Wir verlieren dafür Stellfläche, aber auch ein totes Eck. Da wir oft zu zweit in der Küche schaffen und zukünftig noch Kinder umherwuseln, war die Entscheidung für uns gefallen. Tatsächlich musste ich meine Frau auch kaum überreden.

Ich habe es noch geschafft, den Kontakt zu Evelinn wieder aufzubauen, und mit 2-3 weiteren praktischen Tipps konnte ich einen Küchenplan nebst Gerätewunsch erstellen. Den haben wir im Vorfeld an die zuständige Planerin von XXXLutz geschickt und mit einer netten Geschichte, wie wichtig uns das Kochen ist, garniert. So und jetzt ab nach Würzburg zum Lutz.

Teil 3 – Schlaflos in Würzburg

Ich muss zugeben, dass ich die Tage gezählt hab, bis wir endlich nach Würzburg konnten. Ich war richtig heiß auf die Küchenplanung. Ich habe Kataloge der infrage kommenden Hersteller (Nobilia, Nolte, Haecker) gewälzt, Youtube-Kanäle durchforstet und weiter wacker im Küchen-Forum gelesen. Im Vorfeld waren wir sogar im Elektrofachgeschäft, haben uns ausführlich über die Küchengeräte beraten lassen und ein Angebot unterbreiten lassen. Das war auf den ersten Blick richtig gut. Vielleicht nehmen wir ja noch 1-2 Geräte aus dem Lutz-Angebot raus und vergeben die über den Elektro-Kurz. Am Rande haben wir erfahren, dass der Händler auch Küchen verkauft. Rempp, Ballerina, Leicht. Schade, dass wir so einen tollen Rabatt haben und quasi vom Lutz kaufen müssen.

Wir sind am Vortag angereist. Hatten die Schwiegereltern für unsere Tochter im Gepäck. Die Übernachtung hat Keitel bezahlt. Wir konnten also einen vollen Tag von früh bis abends ohne Ablenkung planen. Am Ende des Tages haben wir dann unsere Küche, in der wir wahrscheinlich die nächsten Jahrzehnte kochen. Das war schon aufregend.

Am nächsten Morgen betraten wir also voller Erwartungen den Glaspalast von XXXLutz in Würzburg und konnten bis nach ganz oben ins Himmelreich fahren. Oben angekommen erspähten wir einen Info-Point, an dem sich vier Berater tummelten. Wir stellten uns vor und wurden von einer jungen Kollegin, nennen wir sie Frau Lustlos, ins Planungsbüro geleitet. Wie sich rausstellt, war unsere ursprüngliche Planerin verhindert, und die junge Kollegin plant mit uns die Küche. Ein kleiner Dämpfer, aber was soll’s. Im Verlauf der Planung sind wir dann alles kleinklein durchgegangen. Unser zugeschickter Entwurf wurde schon in das Programm eingegeben. Wir mussten also gar nicht mehr so viel machen, außer Materialien aussuchen.

Irgendwie seltsam fanden wir, dass die Planerin Frau Lustlos zu unseren Überlegungen kein Wort sagte. Wir wollen grüne Fronten haben. Das ist ja schon mal etwas mutiger als die standard weiße Küche. Da hätten wir uns an der ein oder anderen Stelle schon gewünscht, ein paar beratende Worte bzw. eine Materialauswahl präsentiert zu bekommen. Stattdessen konnten wir uns aus den Regalen unsere Auswahl selber rausnehmen, dabei irgendwie eine Arbeitsplatte simulieren und versuchen uns die nicht abzunehmenden Griffe dazu vorzustellen. Die ganze Zeit über begleitete uns Frau Lustlos mehr oder weniger passiv bei der Auswahl. Ich kam mir die ganze Zeit über fehl am Platz vor. Wie ein Elefant im Porzellanladen, der vom Verkäufer argwöhnisch beobachtet wird. „Wie, sie wissen nicht allein vom Draufsehen ganz genau, was sie wollen?“ Dämpfer Nummer 2.

Zurück mit der Auswahl wurde am Schreibtisch wieder geklimpert. Frau Lustlos sprach davon, auf Deckenhöhe Lüftungsgitter einzubauen, die Hängeschränke über den Muldenlüfter bei 1,70 m anfangen zu lassen und eine sichtbare Steckdose über den Hängeschränken anzubringen. Keine ihrer Notlösungen gefiel uns, und von ihrer Seite wurden auch keine Alternativen oder Ideen gebracht. Dämpfer Nummer 3.

Dann kam die böse Überraschung. Nein, das ist zu wenig gesagt: Als der Preis präsentiert wurde, musste ich nicht schlucken. Ich musste laut loslachen. 40000 Euro für eine Küche, die nicht unähnlich der qualitativ hochwertigen Rempp-Küche für 25000 Euro war. Okay, schnell gerechnet mit der Keitel-Rabatt-Arithmetik: (40000-14000)-0,2*(40000-14000) = 20800 Euro. „Kein Schnäppchen, aber wir nehmen sie.“ „Wie, da ist der Rabatt schon mit drin?“ „Ja. Der Listenpreis für die Küche, die Sie geplant haben, beträgt 80000 Euro.“ Ich konnte mir das Lachen gerade noch so verkneifen und sagte, dass das für uns nicht mal annähernd in Frage komme. „Ich schau mal, was ich machen kann“. Frau Lustlos ging raus, rauchte vermutlich eine Zigarette und kam mit dem Abteilungsleiter im Schlepptau zurück. Der nette (wirklich) Mensch meinte, dass er bei der Küche, so wie wir sie geplant haben, maximal auf 34000 Euro runtergehen. Wenn wir aber ein günstigeres Angebot finden, dann können wir vorbeikommen und nochmal reden. Der Knaller war dann noch, dass wir das Angebot nur mündlich bekommen haben. Auf meine Frage, welchen preislichen Unterschied es denn mache, wenn wir statt der Stein- eine Schichtstoffarbeitsplatte nehmen, wurde uns allen Ernstes gesagt, dass das bei unserem Hersteller (Haecker) preislich auf dasselbe rauskommt. L! O! L!

Außer Spesen nichts gewesen. Zumindest haben wir für unsere Zeit ein leckeres Hotelfrühstück bekommen. Auf der Rückfahrt haben wir auch gleich nochmal bei Rempp und diesmal auch Elektro-Kurz angerufen und Planungstermine vereinbart.

Teil 4 – Planen bis der Arzt kommt

Diesen Abschnitt versuche ich kurz zu halten. Jetzt, wo sich XXXLutz zerschlagen hat, konnten wir wenigstens ganz frei von irgendwelchen Zwängen unsere Küche planen. Ich muss zugeben, dass ich mich in dieser Zeit in Ballerina verguckt habe, die ganz tolle Fronten u.a. auch in einem Jadegrün haben:

Das ist so ziemlich das Farbkonzept, das uns für unsere grüne Küche vorschwebt. Also kein Froschgrün im eigentlichen Sinne. Jedenfalls haben wir bei Rempp leider nichts Derartiges gefunden, dort aber auch eine schöne Planung bekommen. Außerdem haben wir bei Elektro-Kurz ein Angebot mit Steinplatte für 38000 Euro für eine Ballerina-Küche bekommen. Wir sind dann wohl oder übel weg von der Steinplatte und haben uns anstatt einer Blanco-Sprudel-Armatur für einen Quooker mit Sprudelfunktion entschieden. Mit diesen beiden Punkten und ein wenig Verhandeln sind wir dann am Ende bei 28000 Euro gelandet. Zusätzlich habe ich noch den Kitchenadvisor angeschrieben. Der meinte auf unsere Planung vom Erstgespräch, dass er Angebote bis maximal 25000 Euro bekommt. Tatsächlich waren die Angebote am Ende auch alle um die 30000-35000 Euro. Zugesagt haben wir letztlich also beim Elektro-Kurz, deren Planer Herr Morlock (der Name stimmt so) das komplette Gegenteil von Frau Lustlos war.

Epilog

Ich hatte seitdem noch einmal Kontakt mit Evelinn vom Forum. Sie meinte, dass unser Rastermaß von 1-3-3, also einer schmalen und 2 großen Schubladen für die Unterschränke, möglicherweise nicht ideal ist und wir lieber darüber nachdenken sollten, 1-1-2-2 zu wählen, also schmal – schmal – mittel – mittel. Dem würden wir uns anschließen. Außerdem werden wir unsere Fronten jetzt wohl auch deckenhoch ziehen. Am Ende sieht die Küche dann wohl ungefähr so aus:

Eine gute Sache hatte die ganze Aktion um XXXLutz dann aber doch: Da die Küchenplanung am Ende doch so lange dauerte, sind uns viele gute Details eingefallen, die wir nun umsetzen können. Mit einem Planer, mit dem man auf einer Wellenlänge ist, kommt dann am Ende auch sicher ein gutes Ergebnis raus. Ein bisschen wie beim Hausbau. Hoffentlich…

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